Alternativen zur Brille

Derzeitige chirurgische Möglichkeiten

Um Abweichungen von der idealen Brechkraft des Auges (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit, Altersweitsichtigkeit) zu korrigieren, stehen heutzutage eine Reihe von chirurgischen Eingriffen zur Verfügung. Angestrebt wird vor allem eine Brillenfreiheit beim Sehen in die Ferne, zum Beispiel bei Arbeiten am PC, Fernsehen oder Autofahren. Aber auch die Korrektur der Altersweitsichtigkeit (Verlust des brillenfreien Nahsehens) gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Durch die meisten Verfahren wird die Gesamtbrechkraft des Auges korrigiert und der Brennpunkt des Auges in Ruhelage wie oben beschrieben in die Ferne verlegt. Bei jungen Menschen ist damit auch ein gutes Nahsehen gewährleistet, da die natürliche Augenlinse durch aktive Verformung eine Fokussierung in kurze Distanzen ermöglicht (Akkomodationsfähigkeit).

Ab etwa dem 50. Lebensjahr jedoch verliert die menschliche Augenlinse diese Fähigkeit allmählich. Im Normalfall – sowohl bei unoperierten als auch bei einem operierten, für die Ferne korrigiertem Auge – muss dann eine Lesebrille getragen werden. Um dieses Problem zu umgehen, sind laserchirurgische Methoden entwickelt worden, durch die verschiedene Brennpunkte im Auge entstehen. Leider sind damit bis heute noch keine optimalen Ergebnisse erzielt worden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Monovision: Bei der Monovision wird ein Auge auf die Ferne und das andere Auge auf die Nähe eingestellt. Dieser Kompromiss ist für die alltäglichen Dinge (z.B. Einkaufen, Brief lesen) geeignet, für längeres Lesen oder Autofahren wird eine Brille als angenehmer empfunden. Die Monovision ist das am häufigsten angewendete LASIK-Verfahren jenseits des 40. Lebensjahres und wird auch häufig bei Linsenoperationen mit monofokalen Linsen eingesetzt. Das Verfahren ist einfach, sicher und oft reversibel, sodass das Nahauge bei Beschwerden auf die Ferne „nachgestellt“ werden kann. Der Unterschied zwischen beiden Augen darf dabei nicht zu groß sein.

Bei Linsenoperationen ergibt sich durch sogenannte Multifokallinsen eine weitere Möglichkeit – siehe unten.

Laserchirurgische Verfahren

LASIK

Die häufigste Methode zur operativen Sehkorrektur mit einem Laser ist die LASIK (Laser in situ Keratomileusis). Sie kommt zum Einsatz bei einer Fehlsichtigkeit von ca. +4 bis zu -8dpt, je nach Beschaffenheit Ihrer Hornhaut. Hierbei wird ein Flap von ca. 100 bis 160µm Dicke an der Vorderoberfläche der Hornhaut teilweise abgetrennt.

Der Schnitt wird heute entweder mit dem Mikrokeratom oder einem Femtosekundenlaser vorgenommen. Die darunter liegenden tieferen Hornhautschichten werden dann mit dem Excimer-Laser so abgetragen, dass die resultierende Formveränderung der Hornhaut zu der gewünschten Brechkraftänderung führt. Im Anschluss wird der abgetrennte Flap wieder zurückgeklappt und schützt so das Auge wie eine therapeutische Kontaktlinse. Da die Hornhautoberfläche bei der LASIK erhalten bleibt, ist die Erholungsphase des Auges sehr kurz. Meist erreichen die behandelten Patienten schon einige Stunden nach der Behandlung fast die volle Sehschärfe.

Photorefraktive Keratektomie (PRK)

Die PRK eignet sich bei Sehfehlern bis zu -6 dpt. vor allem aber auch bei einer dünnen Hornhaut. Hierbei erfolgt die Laserkorrektur im Bereich der oberen Gewebeschichten. Zunächst entfernt der Chirurg das Epithel, anschließend wird mit dem Excimer-Laser die exakte Modellierung an der äußeren Hornhautschicht durchgeführt. Die Regenerationszeit des Deckhäutchens beträgt circa drei bis vier Tage, nach weiteren ein bis zwei Tagen ist meist die volle Sehkraft erreicht.

Linsenchirurgische Operationen

Phake Linsen

Für jüngere Menschen mit stärkerer Fehlsichtigkeit ab - 5 dpt. bietet die Linsenchirurgie die Implantation einer künstlichen Linse (phake Intraokularlinse bzw. „Kontaktlinse im Auge“) zusätzlich zur körpereigenen Linse. Die Akkommodationsfähigkeit des Auges - Fokussierung in die Nähe - bleibt dabei erhalten. Die speziellen Vorderkammer-Linsen können entweder irisgestützt an der Regenbogenhaut oder kammerwinkelgestützt in die vordere Kammer eingesetzt werden. Darüber hinaus kann noch eine dritte Linsenart implantiert werden, die hinterkammergestützte ICL (Implantable Collamer Lens). Diese wird zwischen Iris und körpereigener Linse eingesetzt. In der Regel verbleiben die phaken IOL im Auge, bis altersbedingt der Graue Star behandelt werden muss.

Feine Änderungen der Refraktion im Verlaufe einiger Jahre nach Implantation können durch eine Laserkorrektur mittels LASIK oder PRK korrigiert werden. Phake Linsen gibt es auch in torischer Ausführung, wodurch eine Hornhautverkrümmung (Stabsichtigkeit) ausgeglichen werden kann.

Refraktiver Linsenersatz (RLE)

Ein Austausch der körpereigenen Linse kommt bei Patienten ab dem 45. Lebensjahr mit höherer Weit- und Kurzsichtigkeit sowie bestehender Altersweitsichtigkeit zum Einsatz. Hierzu präpariert der Chirurg zunächst am äußeren Rand der Hornhaut einen winzigen Zugang zur Linsenkapsel. Darauf wird der Linsenkern mittels Ultraschall zerkleinert und abgesaugt (Phakoemulsifikation). Im nächsten Schritt wird eine faltbare Kunstlinse in den leeren Kapselsack eingeschoben. Das speziell dem Auge angepasste Implantat entfaltet sich im Augeninnern, wo es sich mithilfe von kleinen elastischen Bügeln verankert. Im einfachen Fall wird eine monofokale Linse eingesetzt, die einen Brennpunkt für die Ferne besitzt. Zum Lesen ist dann eine Lesebrille erforderlich, es sei denn das Verfahren der Monovision kommt zum Einsatz. Diese Prozedur entspricht ungefähr der Operation des grauen Stares bei getrübter natürlicher Augenlinse.

Eine spezielle Linsenart des refraktiven Linsenersatzes ist die Multifokallinse. Diese Hinterkammerlinse kann das Tragen einer Gleitsicht- oder Bifokalbrille überflüssig machen:

Sie ermöglicht scharfes Sehen in Nähe und Ferne. Wie eine Gleitsichtbrille hat dieses Linsenimplantat verschiedene optische Bereiche, die das Licht je nach Bedarf richtig bündeln und gleichzeitig Kurz,- Weit- und Alterssichtigkeit beheben, im Spezialfall auch Stabsichtigkeit.

Eine weitere Linse, die als „Zweitlinse“ vor eine bestehende Kunstlinse eingesetzt wird, ist die Add-On-Linse (Huckepack-Linse) – man spricht auch von einer „Dualen Implantation“. Sie ermöglicht brillenfreies Sehen nach der Operation am Grauen Star, wenn eine „übliche“ monofokale Linse eingesetzt worden war, aber die Brechkraft nicht optimal eingestellt werden konnte oder wenn postoperativ zusätzlich ein brillenfreies Nahsehen gewünscht wird. Die Duale Implantation kann ebenso direkt bei der OP als Alternative zur einfachen multifokalen Linsenimplantation durchgeführt werden und ist durch einfache Explantationsmöglichkeit reversibel. Liegt neben einer bestehenden Kurz- oder Weitsichtigkeit zudem eine sehr starke Hornhautverkrümmung vor, kommen torische Linsen zum Einsatz.